
Später Nachmittag.
Ein ruhiger Sonntag. Meine Müdigkeit der letzten Tage ist weg, die Transformation vom Sommer zum Herbst ist abgeschlossen. Grinsend und erleichtert gehe ich, ohne viel Aufmerksamkeit die Forststrasse entlang...und verharre mitten im Schritt, weil ich ein Jägerauto nicht weit entfernt vom Hochsitz sehe. Eines vorweg: Ich kenne viele Jäger und Jagdaufseher und respektiere ihre Arbeit und bin mit einigen zutiefst befreundet. Mit anderen kann ich gar nicht. Viele sind eine Fundgrube alten Wissens und wenn man erst durch die harte Schale hindurch ist, unter welcher oft eine tiefe Naturverbindung ruht, teilen sie ihr Wissen bereitwillig. Obwohl es mich reizt, mich zu nähern will ich die beiden am Hochsitz aus Respekt weder stören, noch allzu viel Unruhe in die Umgebung bringen. Das Einzige, was ich mir zugestehe ist mich hinzusetzen und zu beobachten. Still zu werden und den Denkschalter umzukippen und einem Gefühl nachzugehen.
Nach einer gefühlten halben Stunde höre ich rechts von mir im Wald ab und an ein leises Geräusch. Ich traue mich nicht, den Kopf zu bewegen und versuche aus den Augenwinkeln etwas zu erkennen. Unglaublich langsam taucht in meiner Peripherie ein dunkelbrauner Schatten auf und nähert sich dem Hochsitz. Quälend langsam bewege ich meinen Kopf um zu fokusieren, was sich da an den Hochsitz anpirscht. Mit jedem Ausatmen ein Stüüüück. Und was ich das sehe, passt zuerst überhaupt nicht zu meinem bisherigen Weltbild. Aber das ist auch die Welt der Spurenleser: Stets bereit zu sein, stets offen zu sein mit jeder neuen Spur seine alte These zu revidieren. Und wenn ich jetzt behaupte, dass sich ein älterer Rehbock an die Jäger angeschlichen hat, gibt es wahrscheinlich eine Handvoll Spurenleser, die jetzt wissend grinsen. Und vielleicht viele Andere, die es nicht glauben. Was ich verstehen kann...Tatsache ist, dass sich besagter Rehbock noch einige Meter weiter dem Hochsitz genähert hat und sich dann im tiefen Farn niedergealssen hat. Und verschwunden war. (Wer jemals Hirsche gesehen hat, die trotz mächtigen Geweihs in den Latschen im Mittelgebirge verschwinden können wird eine Ahnung haben wie sehr dieser Rehbock "verschwunden" war). Tatsache ist auch, dass er hinter den Jägern gelagert hat. Im toten Winkel ihrer Achtsamkeit, noch dazu in einer Nähe mit der sie wahrscheinlich obendrein nicht gerechnet haben. - Wie oft hat er uns Menschen beobachtet, um zu dem Schluß zu kommen, wo es für ihn am sichersten ist..? Ein unglaublich weiser und mutiger Kerl! Und was für ein Geschenk für mich ihn dabei beobachten zu können.
Ein ruhiger Sonntag. Meine Müdigkeit der letzten Tage ist weg, die Transformation vom Sommer zum Herbst ist abgeschlossen. Grinsend und erleichtert gehe ich, ohne viel Aufmerksamkeit die Forststrasse entlang...und verharre mitten im Schritt, weil ich ein Jägerauto nicht weit entfernt vom Hochsitz sehe. Eines vorweg: Ich kenne viele Jäger und Jagdaufseher und respektiere ihre Arbeit und bin mit einigen zutiefst befreundet. Mit anderen kann ich gar nicht. Viele sind eine Fundgrube alten Wissens und wenn man erst durch die harte Schale hindurch ist, unter welcher oft eine tiefe Naturverbindung ruht, teilen sie ihr Wissen bereitwillig. Obwohl es mich reizt, mich zu nähern will ich die beiden am Hochsitz aus Respekt weder stören, noch allzu viel Unruhe in die Umgebung bringen. Das Einzige, was ich mir zugestehe ist mich hinzusetzen und zu beobachten. Still zu werden und den Denkschalter umzukippen und einem Gefühl nachzugehen.
Nach einer gefühlten halben Stunde höre ich rechts von mir im Wald ab und an ein leises Geräusch. Ich traue mich nicht, den Kopf zu bewegen und versuche aus den Augenwinkeln etwas zu erkennen. Unglaublich langsam taucht in meiner Peripherie ein dunkelbrauner Schatten auf und nähert sich dem Hochsitz. Quälend langsam bewege ich meinen Kopf um zu fokusieren, was sich da an den Hochsitz anpirscht. Mit jedem Ausatmen ein Stüüüück. Und was ich das sehe, passt zuerst überhaupt nicht zu meinem bisherigen Weltbild. Aber das ist auch die Welt der Spurenleser: Stets bereit zu sein, stets offen zu sein mit jeder neuen Spur seine alte These zu revidieren. Und wenn ich jetzt behaupte, dass sich ein älterer Rehbock an die Jäger angeschlichen hat, gibt es wahrscheinlich eine Handvoll Spurenleser, die jetzt wissend grinsen. Und vielleicht viele Andere, die es nicht glauben. Was ich verstehen kann...Tatsache ist, dass sich besagter Rehbock noch einige Meter weiter dem Hochsitz genähert hat und sich dann im tiefen Farn niedergealssen hat. Und verschwunden war. (Wer jemals Hirsche gesehen hat, die trotz mächtigen Geweihs in den Latschen im Mittelgebirge verschwinden können wird eine Ahnung haben wie sehr dieser Rehbock "verschwunden" war). Tatsache ist auch, dass er hinter den Jägern gelagert hat. Im toten Winkel ihrer Achtsamkeit, noch dazu in einer Nähe mit der sie wahrscheinlich obendrein nicht gerechnet haben. - Wie oft hat er uns Menschen beobachtet, um zu dem Schluß zu kommen, wo es für ihn am sichersten ist..? Ein unglaublich weiser und mutiger Kerl! Und was für ein Geschenk für mich ihn dabei beobachten zu können.