Ich bin in einem Dorf aufgewachsen, in dem noch die „Alten“, unsere Großmütter und Großväter, spazieren gingen, auf Bänken saßen, am Rande der Felder oder vor den Häusern und nicht nur Zeit „hatten“, sondern Zeit(losigkeit) ausstrahlten. Auch uns Kindern schenkten sie ihre Zeit, einfach indem sie da waren. Teil waren. Im Frieden mit sich und dem Land. Oft hörten wir einfach ihren Geschichten zu und erfuhren so eine uns unbekannte Welt des „Damals“. Jetzt sind diese Bänke leer, aber die Geschichten sind immer noch da. Sind mit dem Land verwoben. Das Einzige, was wir vielleicht tun müssen ist (mit unseren Herzen) zu Lauschen.
Ich bin groß geworden in diesem Land, aufgewachsen bei meinen Großeltern und Urgroßeltern. Viele Jahre lang habe ich meinen Urgroßvater am Abend in der Küche sitzend gesehen, ein Bündel Kräuter vor sich, zwei Kräuterbücher neben sich auf der Bank liegend. Kräuterbündel am Dachboden ordnend. Oft habe ich ihm schweigend in der Werkstatt über die Schulter geschaut, wie er mit einfachsten Mitteln die verschiedensten Dinge erschaffen, oder repariert hat. Manchmal hat er aufgeschaut, gelächelt und mir über den Rand seiner Brille zugezwinkert. Jetzt bin ich es, der in dieser Werkstatt steht. Spüre seine Inspiration. Erzähle in den Dingen, die da entstehen, seine Geschichte, die Geschichte des Landes weiter.
Ich bin im September zu einem Platz im Wald gezogen worden, der mich eingeladen hatte ein ganzes Monat jeden Tag Zeit bei ihm zu verbringen und den Geschichten zu Lauschen.
Diese 30 Tage an dem Sitzplatz sind all jenen Menschen gewidmet, die jeden Tag „hinausgehen“, aus sich heraus gehen, ihre eigene Komfortzone überwinden, um für andere Menschen da zu sein.
Das ist das „Reisetagebuch“ dazu. Für die Generationen, die nach uns kommen.
Ich bin groß geworden in diesem Land, aufgewachsen bei meinen Großeltern und Urgroßeltern. Viele Jahre lang habe ich meinen Urgroßvater am Abend in der Küche sitzend gesehen, ein Bündel Kräuter vor sich, zwei Kräuterbücher neben sich auf der Bank liegend. Kräuterbündel am Dachboden ordnend. Oft habe ich ihm schweigend in der Werkstatt über die Schulter geschaut, wie er mit einfachsten Mitteln die verschiedensten Dinge erschaffen, oder repariert hat. Manchmal hat er aufgeschaut, gelächelt und mir über den Rand seiner Brille zugezwinkert. Jetzt bin ich es, der in dieser Werkstatt steht. Spüre seine Inspiration. Erzähle in den Dingen, die da entstehen, seine Geschichte, die Geschichte des Landes weiter.
Ich bin im September zu einem Platz im Wald gezogen worden, der mich eingeladen hatte ein ganzes Monat jeden Tag Zeit bei ihm zu verbringen und den Geschichten zu Lauschen.
Diese 30 Tage an dem Sitzplatz sind all jenen Menschen gewidmet, die jeden Tag „hinausgehen“, aus sich heraus gehen, ihre eigene Komfortzone überwinden, um für andere Menschen da zu sein.
Das ist das „Reisetagebuch“ dazu. Für die Generationen, die nach uns kommen.
Tag 1, 10. September 2016
Früher Nachmittag.
Auf dem Weg in den Wald begrüßen mich einige sehr klare Fuchsspuren, in denen man wenn man sich richtig gut hinunterbeugt - hey! - sogar die Abdrücke der Haare zwischen den Zehenballen sehen kann. Daneben einige etwas ungenau und größer wirkenden Hundespuren, die in beide Richtungen gehen und die über der Fuchsspur liegen. Auf einer kleinen Wiese stehen 2 Pferde, die neugierig näher kommen. Und ich muss gleich meine erste Hürde nehmen: Pferde sind soooo groß - aus der Nähe... In meinen Ohren das sehr laute Rauschen eines kleinen Baches, der das Regenwasser der letzten beiden Tage mit sich führt. Meine Nase erzählt vor allem vom Geruch des Springkrautes, das entlang des Weges wächst und erinnert mich an meine Kindheit, in der das Springkraut auch schon da war.
Am Platz angekommen höre ich einen jungen Bussard (Buteo buteo tschunior) rufen. So denke ich mir jedenfalls zu Beginn. Dieser "Bussard" scheint vom Boden aus zu rufen. Langgezogen, sehr hoch und doch ein wenig kurz für einen Bussard klingen die Rufe und er scheint dabei auch still zu sitzen. Hmm. Manche Rätsel brauchen Jahre bis sich die Antwort einstellt. Diesmal geht es schneller. Während der nächsten Stunde kommt das Rufen langsam näher bis ein Schwarzspecht auf einem nahen Baumstumpf landet und im Uhrzeigersinn um die Stümpfe tanzt. Immer wieder aufschaut, pickt, stochert, ein, zwei Schritte weiterhüpft. Dann wieder sein Pfeiferl auspackt und tütet. Ich traue mich nicht mich aufzusetzen, um den Specht näher zu beobachten, weil gleichzeitig mit dem Erscheines des Spechtes links von mir und ziemlich nahe ein hartes, lautes Tschk, tschk zu hören ist. Nach 5 Minuten kehrt wieder "Stille" ein, der Schwarzspecht fliegt weiter. Als ich aufstehe und gehen will, sitzt eine Gemeine Wespe auf einem Ast in Nasenhöhe und säbelt einer Krabbenspinne zuerst die Beine ab, um sie dann anschließend äußerst genüßlich zu verspeisen. Jagdglück! Ich habe so etwas noch nie gesehen und bin darin völlig versunken. Anschliessend versuche ich die abgesäbelten Spinnenbeine am Boden zu finden. Gar nicht leicht zwischen all den kurzen und langen Nadeln, die da so herumliegen. Oder sind das alles Spinnenbeine..!?
Auf dem Weg nach Hause höre ich immer wieder den Schwarzspecht rufen. Oder ist es diesmal doch ein Bussard..? Kerl!
Auf dem Weg in den Wald begrüßen mich einige sehr klare Fuchsspuren, in denen man wenn man sich richtig gut hinunterbeugt - hey! - sogar die Abdrücke der Haare zwischen den Zehenballen sehen kann. Daneben einige etwas ungenau und größer wirkenden Hundespuren, die in beide Richtungen gehen und die über der Fuchsspur liegen. Auf einer kleinen Wiese stehen 2 Pferde, die neugierig näher kommen. Und ich muss gleich meine erste Hürde nehmen: Pferde sind soooo groß - aus der Nähe... In meinen Ohren das sehr laute Rauschen eines kleinen Baches, der das Regenwasser der letzten beiden Tage mit sich führt. Meine Nase erzählt vor allem vom Geruch des Springkrautes, das entlang des Weges wächst und erinnert mich an meine Kindheit, in der das Springkraut auch schon da war.
Am Platz angekommen höre ich einen jungen Bussard (Buteo buteo tschunior) rufen. So denke ich mir jedenfalls zu Beginn. Dieser "Bussard" scheint vom Boden aus zu rufen. Langgezogen, sehr hoch und doch ein wenig kurz für einen Bussard klingen die Rufe und er scheint dabei auch still zu sitzen. Hmm. Manche Rätsel brauchen Jahre bis sich die Antwort einstellt. Diesmal geht es schneller. Während der nächsten Stunde kommt das Rufen langsam näher bis ein Schwarzspecht auf einem nahen Baumstumpf landet und im Uhrzeigersinn um die Stümpfe tanzt. Immer wieder aufschaut, pickt, stochert, ein, zwei Schritte weiterhüpft. Dann wieder sein Pfeiferl auspackt und tütet. Ich traue mich nicht mich aufzusetzen, um den Specht näher zu beobachten, weil gleichzeitig mit dem Erscheines des Spechtes links von mir und ziemlich nahe ein hartes, lautes Tschk, tschk zu hören ist. Nach 5 Minuten kehrt wieder "Stille" ein, der Schwarzspecht fliegt weiter. Als ich aufstehe und gehen will, sitzt eine Gemeine Wespe auf einem Ast in Nasenhöhe und säbelt einer Krabbenspinne zuerst die Beine ab, um sie dann anschließend äußerst genüßlich zu verspeisen. Jagdglück! Ich habe so etwas noch nie gesehen und bin darin völlig versunken. Anschliessend versuche ich die abgesäbelten Spinnenbeine am Boden zu finden. Gar nicht leicht zwischen all den kurzen und langen Nadeln, die da so herumliegen. Oder sind das alles Spinnenbeine..!?
Auf dem Weg nach Hause höre ich immer wieder den Schwarzspecht rufen. Oder ist es diesmal doch ein Bussard..? Kerl!